Dieser eine Titel fehlt ihm noch – und gehört nach seinem eigenen Selbstverständnis in seine Vita. Dabei sucht die Trophäensammlung von Cristiano Ronaldo schon jetzt ihresgleichen. Auf Klubebene gewann er jeden wichtigen Titel mehrfach. Auch individuell ist nur Lionel Messi noch behangener mit Auszeichnungen für den besten Spieler der Welt. Mit der Nationalmannschaft holte er 2016 die EM und 2019 die Nations League. Nur bei einer WM ging er bislang stets leer aus.
Dabei versuchte er es so oft wie kaum ein anderer. Steht Ronaldo in Katar auf dem Rasen, gehört er zum Kreis der Spieler, die bei fünf Endrunden zum Einsatz kamen. Dieses Kunststück vollbrachten bisher nur Deutschlands Rekordspieler Lothar Matthäus, die Mexikaner Antonio Carbajal und Rafael Márquez und der Italiener Gianluigi Buffon. Seit 2006 in Deutschland präsentiert sich CR7 im Vierjahresrhythmus auf der größten Fußballbühne der Welt. Fast kurios, dass ausgerechnet der Spieler, der sonst alle Torrekorde bricht, mit gerade einmal sieben Treffern so weit entfernt von der Bestmarke eines Miroslav Klose (16 WM-Tore) ist.
Der WM-Titel in Katar wäre die Krönung und Vollendung der Karriere eines einzigartigen Spielers, dessen Denkmal im Herbst seiner Karriere aktuell ein bisschen an Glanz zu verlieren droht. Das Verhältnis zu seinem Klub Manchester United ist angespannt und zu einer Zweckehe geworden, die mit Ablauf seines Vertrages am Saisonende geschieden werden dürfte. Auf die Rolle des Luxusjokers hat er keine Lust, verweigerte sogar eine Einwechslung und wurde kurzzeitig suspendiert. Es hat den Anschein, dass die Störgeräusche den alternden Superstar in ein Formtief mit einer zuvor so gut wie nie da gewesenen Torflaute gestürzt haben.
Auch in Portugal bekommt man die Diskussion um den Rekordspieler des Landes mit, und es gibt Stimmen, dass die Nationalmannschaft ohne den 37-Jährigen vielleicht besser dran wäre. Aber Trainer Fernando Santos wird ganz genau hinschauen, welche Eigendynamik sich entwickeln kann, wenn der Superstar auf der Bank schmollt.
steht nicht unbedingt für attraktiven Fußball. 2016 führte der Trainerhaudegen Portugals Auswahl, die er seit September 2014 befehligt, zum EM-Titel, obwohl die Mannschaft um Superstar Cristiano Ronaldo lediglich eine einzige Partie nach regulärer Spielzeit gewann: das Halbfinale mit 2:0 gegen Wales. Santos‘ pragmatische Replik damals nach Kritik am vermeintlich destruktiven Spielstil: Es sei nicht um Spektakel gegangen, sondern „darum, das zu tun, was wir zum Gewinnen brauchten“. 2019 gewann er mit Portugal zudem die seinerzeit erstmals ausgespielte Nations League. Santos war auch in Griechenland als Trainer aktiv, und zwar sowohl in Vereinen als auch als Nationalcoach (2010 bis 2014). Unter ihm erreichte die griechische Auswahl erstmals die K.-o.-Runde bei der WM 2014.
Bislang sieben Teilnahmen: einmal Dritter (1966), einmal Vierter (2006), zweimal Achtelfinale (2010, 2018), dreimal Vorrunde (1986, 2002, 2014)
Europameister 2016, EM-Zweiter 2004, WM-Dritter 1966, Nations-League-Sieger 2019