Von irgendwelchen Abnutzungserscheinungen ist bei Robert Lewandowski nichts zu spüren. Im Sommer wechselte Polens Kapitän nach acht Jahren beim FC Bayern München nicht ohne Nebengeräusche zum FC Barcelona, wo er wenige Wochen vor seinem 34. Geburtstag einen Vertrag bis 2026 erhielt. Und bei den Katalanen machte er gleich damit weiter, womit er in München aufgehört hatte: mit Toren am Fließband. 13 Treffer in seinen ersten 13 Ligaeinsätzen sprechen eine deutliche Sprache.
Nicht erst seit seinen beiden Auszeichnungen zum Weltfußballer (2020, 2021) ist Lewandowski das Aushängeschild im polnischen Fußball. Unter Jürgen Klopp pirschte er sich bei Borussia Dortmund (2010 bis 2014) einst ans Weltklasseniveau heran, in seinen Münchner Jahren hielt er dies konstant und stieß nicht nur von der Titelausbeute her in Sphären vor, die kaum möglich schienen. Bestes Beispiel: 2021 knackte er den vermeintlich ewigen Rekord von Gerd Müller von 40 Bundesliga-Toren in einer Saison. Lewandowski kam schließlich auf 41 Treffer.
In der Nationalmannschaft ist „Lewys“ Quote nicht ganz so imposant, mit 76 Treffern in 134 Länderspielen gleichwohl herausragend. Einziger kleiner Makel: Bei den großen Turnieren enttäuschte meist nicht nur Polen, sondern oft auch sein bester Spieler. Bei der Heim-EM 2012 traf Lewandowski in drei Spielen einmal, Polen blieb ohne Sieg. Vier Jahre später in Frankreich schaffte es das Nationalteam zwar immerhin ins Viertelfinale gegen den späteren Titelgewinner Portugal, der Kapitän war aber erneut nur einmal erfolgreich. Beim paneuropäischen Turnier 2021 netzte Lewandowski zwar dreimal ein, für Polen war aber nach der Vorrunde Schluss.
Für die WM 2014 war das Team nicht qualifiziert, 2018 in Russland gab es das Vorrundenaus ohne Lewandowski-Tor. Katar ist nun der dritte Anlauf für den langjährigen Bundesliga-Torjäger, den auch in Deutschland bei aller Wertschätzung gelegentlich der Verdacht begleitete, in den großen Spielen – etwa in der K.-o.-Runde der Champions League – nicht immer auf der Höhe zu sein.