Kroatien

Vorteil Erfahrung

Die Qualifikation für die Endrunde absolvierte der Vizeweltmeister souverän. Allerdings fehlt es in der Offensive an Unterschiedsspielern
Feiner Techniker: Luka Modric (links). Fotos: IMAGO/Jose Breton, Goran Stanzl/PIXS
Feiner Techniker: Luka Modric (links). Fotos: IMAGO/Jose Breton, Goran Stanzl/PIXS

Zu alt? Den Zenit überschritten? Der erfahrene Kader der kroatischen Auswahl bietet an einigen Stellen seine Angriffsfläche. Großartig beeindrucken lassen sich die Stars um den 37 Jahre alten Kapitän Luka Modric vom verfrühten Abgesang aus externen Kreisen aber nicht. Als Erster schloss das Team von Coach Zlatko Dalic die Qualifikation zur Endrunde ab, als Erster – noch vor den Topnationen Dänemark und Frankreich – buchten die Kroaten in der Nations League das Ticket für das Final Four.

Das WM-Jahr begann für den aktuellen Vizeweltmeister vielversprechend. Zwar verlief der letzte Auftritt bei einem großen Turnier mit dem Achtelfinal-aus bei der EM nicht wie gewünscht, die Mischung aus Erfahrung, individueller Qualität und mannschaftlicher Geschlossenheit macht die Kroaten beim nächsten Großevent aber erneut zu einem ernsthaften Anwärter auf eine Topplatzierung.

Reicht es für den ganz großen Sprung? Nur schwer vorstellbar. Und dennoch: Die Achse des Teams um Mateo Kovacic (FC Chelsea), Marcelo Brozovic (Inter Mailand) und Leipzig-Verteidiger Josko Gvardiol steht für eine kompakte und gerade für Topteams ungemütlich zu bespielende Grundordnung. Einzig in der Offensive, in der Hoffenheim-Angreifer Andrej Kramaric zu den Hoffnungsträgern zählt, mangelt es an Unterschiedsspielern. Dafür verfügt die Reihe dahinter um Offensivkräfte wie Ivan Perisic (Tottenham) über die nötige Klasse, um Glanzpunkte setzen zu können. Die seit Jahren eingespielten Mechanismen tun ein Übriges. Und dann wäre da noch Modric. Schon vor der WM kündigte die Kreativzentrale an, dass es ihr letztes großes Turnier mit der Nationalmannschaft wird. Auf Vereinsebene hat der fünfmalige Champions-League-Sieger, zehnmalige kroatische Fußballer des Jahres und Weltfußballer des Jahres 2018 schon so ziemlich jede Trophäe abgeräumt. Mit Kroatien ergibt sich für den leichtfüßigen Spielmacher von Real Madrid nun die letzte Chance auf der großen WM-Bühne.

Der Trainer

Zlatko Dalic

Zlatko Dalic (56)

„versteckte“ seine Trainerfähigkeiten lange in der Fußball-Peripherie der Vereinigten Arabischen Emirate, wo er 2015 mit Al-Ain Meister wurde, und in Saudi-Arabien. 2017 übernahm er die kroatische Nationalmannschaft und führte diese prompt zum größten Erfolg ihrer Geschichte: ins WM-Finale 2018, das gegen Frankreich verloren ging. Die Europameisterschaft vor einem Jahr verlief dann weniger erfolgreich. Im Achtelfinale war gegen Spanien nach Verlängerung Schluss. Dafür überzeugte die Mannschaft in der Nations League, löste das Ticket fürs Final Four. Mittlerweile blickt Dalic auf 62 Länderspiele auf Kroatiens Bank zurück. 33 davon gewann er – bei zwölf Unentschieden und 17 Niederlagen. Seine Spielerkarriere verbrachte Dalic im damaligen Jugoslawien, im Wesentlichen bei Vereinen im heutigen Kroatien, wo er unter anderem mehrfach beim Spitzenklub Hajduk Split Station machte.

Der Kader

Schnellcheck

WM-Bilanz

Bislang fünf Teilnahmen: einmal Vizeweltmeister (2018), einmal Dritter (1998), dreimal Vorrunde (2002, 2006, 2014)

Größte Erfolge

Vizeweltmeister 2018