Man fragt sich manchmal, ob Didier Deschamps nach all den Jahren im Amt überhaupt noch zu schätzen weiß, in welch luxuriöser Situation er sich eigentlich befindet. Wohl kein anderer Nationaltrainer auf der Welt kann aus einem solch riesigen Reservoir an hochdekorierten Weltklassespielern auswählen wie der Südfranzose, der „Les Bleus“ 1998 bereits als Kapitän zur höchsten Ehre des Fußballs führte und dies 2018 als Coach wiederholte. Und so nennt selbst Argentiniens alternder Megastar Lionel Messi den Konkurrenten Frankreich – neben dem Erzrivalen Brasilien – als „großen Kandidaten auf den WM-Titel“.
Und mal ehrlich: Wer soll die Franzosen nach einem Blick auf ihren Kader von der Titelverteidigung abhalten? Allein im Angriff werden einige Superstars aufgrund der großen Auswahl mit Bankplätzen vorliebnehmen müssen. Zumindest PSG-Sprinter Kylian Mbappé und Real Madrids Torjäger Karim Benzema, im stolzen Fußballeralter von 34 Jahren gerade zum Ballon-d‘Or-Gewinner gekürt, scheinen gesetzt in Deschamps bevorzugtem 3-4-1-2-System. Dahinter dürfte der in mehr als 100 Länderspielen gestählte Antoine Griezmann als Wandler zwischen Zentrale und Strafraum die Fäden ziehen. Fraglich, ob für RB Leipzigs Christopher Nkunku, der es neben Kingsley Coman, Benjamin Pavard, Dayot Upamecano und Lucas Hernández (alle FC Bayern) aus der Bundesliga in Frankreichs Edelauswahl geschafft hat, da noch viel Spielzeit herausspringt.
Wenn man auf diesem Niveau von Problemen sprechen kann, dann hat Frankreich diese im Mittelfeld – wegen zwei Spielern, die nicht dabei sein können. Deschamps muss wegen Verletzungen auf N‘Golo Kanté und Paul Pogba verzichten, die beide maßgeblichen Anteil am Erfolg von 2018 hatten. Andererseits drängen Real Madrids Supertalente Aurélien Tchouameni (22) und Eduardo Camavinga (20) nach, diese Lücke zu füllen. Womit wir wieder bei der Eingangsfrage wären …