Brasilien

Störfaktor oder Heilsbringer?

Die Hoffnungen von Rekordweltmeister Brasilien stützen sich auf Superstar Neymar, der aber einmal mehr auch außerhalb des Platzes für Schlagzeilen sorgt
Stark auf dem Platz, umstritten abseits davon: Brasiliens Superstar Neymar.  Fotos: IMAGO/Sebastian Frej, ANP
Stark auf dem Platz, umstritten abseits davon: Brasiliens Superstar Neymar. Fotos: IMAGO/Sebastian Frej, ANP

Er steht im Fokus – in diesem Winter noch mehr als sonst. Brasiliens Superstar Neymar soll seinem Land nicht weniger als den insgesamt sechsten WM-Titel aus Katar mitbringen. Sportlich läuft es für ihn: Für seinen Klub, den französischen Topverein Paris Saint-Germain, spielt er bisher eine starke Saison.

Doch der 30-Jährige sorgte vor dem Turnier wieder mal für Skandale abseits des Platzes. Zum einen musste sich der Ausnahmekönner in Barcelona vor einem Gericht verantworten. Es ging um seinen Wechsel vom FC Santos zum FC Barcelona vor neun Jahren, bei dem ein Investmentfonds, der Rechte an Neymar hielt, angeblich um eine hohe Millionensumme betrogen wurde. Dazu sympathisierte der Offensivallrounder in seiner Heimat öffentlich mit dem Rechtspopulisten Jair Bolsonaro, der die Stichwahl um Brasiliens Präsidentenamt verloren hat und sich in der Vergangenheit abfällig über Schwarze, Schwule, Frauen oder Indigene äußerte.

Dennoch hat Neymar angekündigt, dem Ex-Präsidenten sein erstes Tor bei der WM zu widmen. Die Treffer ihres Superstars, der bislang 75 Tore in 121 Länderspielen erzielte, wird die „Seleção“ brauchen, um den Titel gewinnen zu können. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. „Brasilien ist mein Topfavorit“, sagte Ex-Nationalspieler Toni Kroos in seinem Podcast „Einfach mal Luppen“. Für die Sturmlegende der Brasilianer, Ronaldo, sind seine Landsleute „ein Superfavorit“, wie er der „Süddeutschen Zeitung“ sagte. Ein Neymar in Topform könnte dabei helfen, den Pokal nach 20 Jahren wieder in das südamerikanische Land zu holen. Im Gegensatz zum Klub, in dem der 30-Jährige oft auf dem Flügel zum Einsatz kommt, spielt er in der Nationalmannschaft in der Zentrale auf der Zehn – und steht auch damit auf dem Platz im Fokus.

Der Trainer

Tite

Tite (61)

hat noch einen Versuch, den Rekordweltmeister nach vier Fehlschlägen bei Endrunden wieder auf Kurs zu bringen – für ihn persönlich ist es nach dem Aus gegen Belgien im Viertelfinale 2018 (1:2) der zweite. Der Coach hat angekündigt, seinen Posten nach der WM aufzugeben. 2016 übernahm Tite, der in Brasilien auch zahlreiche Vereine trainierte, die „Seleção“. Erfolge gab es durchaus, etwa den Gewinn der Copa América 2019 im eigenen Land. Neben der WM-Pleite vor vier Jahren gab es aber auch mindestens einen weiteren empfindlichen Rückschlag: dass ausgerechnet der südamerikanische Erzrivale Argentinien die abermals in Brasilien ausgetragene Copa 2021 gewann.

Der Kader

Schnellcheck

WM-Bilanz

Bislang 21 Teilnahmen: fünfmal Weltmeister (1958, 1962, 1970, 1994, 2002), zweimal Vizeweltmeister (1950, 1998), zweimal Dritter (1938, 1978), zweimal Vierter (1974, 2014), fünfmal Viertelfinale (1954, 1986, 2006, 2010, 2018), zweite Finalrunde (1982), zweimal Achtelfinale (1934, 1990), zweimal Vorrunde (1930, 1966)

Größte Erfolge

WM-Titel 1958, 1962, 1970, 1994 und 2002; Sieger Copa América 1919, 1922, 1949, 1989, 1997, 1999, 2004, 2007 und 2019; Sieger Confed Cup 1997, 2005, 2009, 2013