Belgien

Nach diversen Anläufen wollen die Belgier mit ihrer Erfahrung und ihrer individuellen Klasse endlich mal eine Trophäe holen
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Erfahrung hoch drei: Jan Vertonghen (von links), Kevin De Bruyne und Thibaut Courtois sind Säulen der belgischen Auswahl. Fotos: IMAGO/MIS, Revierfoto, Dirk Waem, Newspix24

Das Dilemma des „ewigen Geheimfavoriten“ fasst ein Blick auf die Zahlen eindrücklich zusammen. 20 Teilnahmen an einem großen Turnier hat Belgien mittlerweile erreicht. Eine Trophäe sprang dabei trotz der vielen Gelegenheiten und großer Spieler bislang allerdings nicht heraus. Auch nicht bei den vergangenen vier großen Turnieren, bei denen die mit Stars gespickten „Roten Teufel“ stets als Mitfavorit ins Titelrennen gingen.

Dass die Belgier stets hoch gehandelt wurden, überrascht mit Blick auf den Kader nicht: Mit dem in dieser Saison allerdings oft verletzten Romelu Lukaku, Kevin De Bruyne, Eden Hazard, Jan Vertonghen und Thibaut Courtois ist so ziemlich jeder Mannschaftsteil der von Roberto Martinez trainierten Auswahl mit Weltklasseakteuren besetzt – und mit Erfahrung. Sämtliche genannten Profis bilden seit vielen Jahren als Teil der „goldenen Generation“ das Grundgerüst der Belgier, zählen zudem zur ewigen Top Ten der Spieler mit den meisten Einsätzen im Nationaltrikot des Landes. Doch: Mit Ausnahme von Lukaku sind die Gesichter der belgischen Auswahl aus dem zurückliegenden Jahrzehnt inzwischen mindestens 30 Jahre alt. Viel Zeit bleibt den Stars nicht mehr, sich doch noch nachhaltig in den Annalen zu verewigen.

Die Endrunde in Katar bietet nun die nächste Chance. Wieder gilt Belgien als einer der heißesten Anwärter auf den Titel. Wieder ist der aktuelle Zweite der Weltrangliste auch auf dem Papier ganz vorne dabei. Und wieder hinterlässt die Martinez-Auswahl unmittelbar vor dem Turnier einen starken Eindruck. Durch die Qualifikation schoss sich Belgien ohne eine einzige Niederlage, zuletzt in der Nations League waren nur unaufhaltsame Niederländer zu stark. Auffällig: Ohne eigenes Tor blieben die Belgier in beiden Wettbewerben zusammen lediglich einmal, glänzten sonst mit schnellem und effizientem Offensivspiel. Ein Eindruck, der wieder einmal vermittelt: Belgien muss man nicht nur in der Gruppe, sondern auch im Rennen um den lang ersehnten Titel auf dem Zettel haben.

wurde 2016 belgischer Nationalcoach – gesegnet mit einer vermeintlich goldenen Generation von Fußballern wie dem bulligen Mittelstürmer Romelu Lukaku, Mittelfeldgenie Kevin De Bruyne, Flügelangreifer Eden Hazard und Torwart Thibaut Courtois. Allein: Der ganz große Wurf gelang den „Roten Teufeln“ trotz all der in den Vereinen nachgewiesenen Qualität bislang unter der Regie des Spaniers nicht, nach der WM endet sein Vertrag mit dem Verband. Seine Laufbahn als Coach startete er 2007 beim walisischen Klub Swansea City, nachdem er auch jahrelang als Profi auf der Insel aktiv gewesen war. Das Highlight: Mit Wigan Athletic, wo er vier Jahre lang Trainer war, gewann er 2013 den in England enorm prestigeträchtigen FA Cup gegen Manchester City. Am Saisonende stieg der Klub dennoch ab.